Felix Buld in seiner Gruppe bei der Herbstschule. Die Stipendiaten bearbeiteten in Kleingruppen Projekte aus der Arbeitspraxis des Instituts. © ITWM

Felix Buld in seiner Gruppe bei der Herbstschule. Die Stipendiaten bearbeiteten in Kleingruppen Projekte aus der Arbeitspraxis des Instituts. © Foto ITWM

Hallo, ich bin Felix Buld und studiere ab dem Wintersemester 2017/18 Mathematik an der TU Kaiserslautern. Ursprünglich komme ich aus Wonfurt, einem Dorf zwischen Bamberg und Schweinfurt gelegen, in Unterfranken. Einige könnten sich nun die Frage stellen, warum es mich aus Bayern in die Pfalz verschlagen hat. Dies möchte ich im Folgenden beantworten und außerdem von der ersten Zeit als Stipendiat bzw. der Herbstschule berichten.

»Mathe und dann noch in Kaiserslautern? Bist du verrückt?«

Durch ein Gespräch mit einer Studentin der Technischen Universität Kaiserslautern wurde ich auf das Felix-Klein-Stipendium aufmerksam und recherchierte infolgedessen im Internet. Nach einer Besichtigung der Universität, einer Vorlesung, Studienberatung und Gesprächen mit anderen Studenten vor Ort wusste ich, dass ich mich hier wohlfühlen werde und war von der Umgebung, dem Umfeld und den Möglichkeiten sehr begeistert. Die Entscheidung fiel mir relativ leicht und wurde durch die Zusage für die Aufnahme in die Felix-Klein-Förderung noch vereinfacht.

Edelsteincamp bei der Exkursion der Edelsteinminen in Idar-Oberstein. © Sven O. Krumke

Edelsteincamp bei der Exkursion der Edelsteinminen in Idar-Oberstein. © Foto Sven O. Krumke

Während der Schulzeit habe ich immer gerne an Mathewettbewerben teilgenommen und mir viele Gedanken hinsichtlich komplexer Probleme gemacht. Wer gerne über schwierige Sachverhalte nachdenkt, ist für ein Mathe-Studium prädestiniert.

Neben enthusiastischen Rückmeldungen über meine Studienorts- und Studienfachwahl kamen natürlich auch erstmal zweifelnde Fragen in der Heimat wie »Warum willst du denn so weit weg? Kann man ‚das‘ nicht auch hier studieren?«, »Dann kann man doch im Anschluss nur Lehrer werden, oder?« oder »Mathe? Bist du verrückt?«.

Beginnen wir mit der Antwort auf Letzteres: Leider ist in weiten Teilen der Gesellschaft ein falsches Bild von Mathematik verankert, was jedoch unbegründet ist. Jeder von uns nutzt Technologie, bei welcher (oftmals versteckt) Mathematik als Grundlage auftaucht. Als Resultat ergeben sich viele interessante Berufsfelder und nicht nur ein richtiger Weg. Subjektiv kann ich nur einen Nachteil an der TU Kaiserslautern feststellen: die Entfernung zu meinem Heimatort. Jedoch bietet das Felix-Klein-Zentrum einzigartige Chancen. Außerdem tut es auch gut mal aus dem gewohnten Umfeld, dem »sicheren Hafen« rauszukommen und über den Tellerrand hinauszublicken.

Angehende Studenten haben häufig eine Stadt wie Kaiserslautern nicht auf dem Schirm, wenn es darum geht, den Studienort festzulegen. Für mich als »Landei« ist es wichtig, nicht nur den Trubel in einer großen Stadt zu erleben, sondern auch die Ruhe und Schönheit der Natur für das eigene Leben zu bewahren. Kaiserslautern ist zwar eine Großstadt, besitzt jedoch auch einige rurale Einflüsse. Man kann hier ganz schnell in den Pfälzer Wald, um zu wandern, Fahrrad zu fahren oder einfach nur zum Entspannen. Zudem gibt es in der Stadt auch einige relativ ruhige Flecken, zum Beispiel auch an der Universität.

Bei der Exkursion zur Edelsteinmine in Idar- Oberstein konnten die Teilnehmer der Herbstschule auch selbst nach Steinen buddeln. © Foto Sven O. Krumke

Bei der Exkursion zur Edelsteinmine in Idar- Oberstein konnten die Teilnehmer der Herbstschule auch selbst nach Steinen buddeln. © Foto Sven O. Krumke

Alle eine gemeinsame Passion: Mathematik

Jedes Jahr findet die Herbstschule statt, bei welcher die Stipendiaten in Kleingruppen Projekte aus der Arbeitspraxis des Fraunhofer ITWM bearbeiten. In dieser Zeit steht vor allem angewandte Mathematik im Zentrum, womit die universitäre Theorie in Bezug zu realen Problemen gesetzt wird. In jeder Gruppe befindet sich ein Spektrum von Stipendiaten mit unterschiedlichem Studienfortschritt; Erstsemester, Bachelor- und Masterstudenten arbeiten also gleichermaßen zusammen.

Ich konnte auf diesem Weg viele Gleichgesinnte treffen, sowie gleich andere Erstsemester kennenlernen. Faszinierend fand ich, dass ich mich sofort richtig aufgehoben gefühlt habe, da alle Anwesenden die gleiche Passion teilen: Mathematik.

In meiner Gruppe beschäftigten wir uns zum Beispiel mit Verbrauchsprofilen in Fernwärmenetzen. Zu Beginn des Studiums hat man sich gewöhnlich noch nicht genug mit der Hochschulmathematik auseinandergesetzt, welche für das komplette Durchdringen der Projektthemen notwendig ist. Aus diesem Grund fehlte mir noch Wissen bezüglich partieller Differentialgleichungen oder dem Programmieren, wohingegen ich Modellannahmen, Definitionen und logische Gedankengänge sehr gut verstehen konnte. Man profitiert auch von Gesprächen mit den erfahrenen Stipendiaten, welche ebenfalls schon einmal in einer ähnlichen Situation waren und von Entscheidungen im Laufe des Studiums erzählten, vor welchen jeder früher oder später stehen wird. Ich bekam wichtige Ratschläge, zudem war gegenseitige Hilfe bei den Projekten ein zentraler Aspekt. Letztendlich ist man durch das Felix-Klein-Zentrum als Stipendiat in ein Netzwerk eingegliedert, welches einen optimalen Studienerfolg ermöglicht.

Internationale Experten und »Blick über den Tellerrand«

Bei der Konferenz »Networks and Uncertainty« stellten internationale Experten ihre aktuellen Studien und Forschungsarbeiten vor. Im Bild: Prof. Madhav Marathe, Network Dynamics and Simulation Science Laboratory (NDSSL), Biocomplexity Institute, Virginia Tech, USA. © Foto Sven O. Krumke

Bei der Konferenz »Networks and Uncertainty« stellten internationale Experten ihre aktuellen Studien und Forschungsarbeiten vor. Im Bild: Prof. Madhav Marathe, Network Dynamics and Simulation Science Laboratory (NDSSL), Biocomplexity Institute, Virginia Tech, USA. © Foto Sven O. Krumke

Parallel zur Herbstschule fand eine Konferenz zum Thema »Networks and Uncertainty« statt, bei welcher internationale Experten Fachvorträge in englischer Sprache hielten. Teilweise waren diese für uns Erstsemester von der Thematik her gut verständlich und interessant. Gleichzeitig sollten die Vorträge nicht nur Grundlagen vermitteln, sondern auch die höheren Semester ansprechen, was es häufig erschwerte, den Inhalten zu folgen. Generell wird auf diese Weise ein Einblick in das Wirken von Wissenschaftlern gegeben und zukunftsträchtige Einsatzfelder präsentiert. Über den Tellerrand hinaus durften wir auch bei einem Vortrag über Big Data blicken, welcher auf rationalem Weg die Entwicklung, die Grenzen und Risiken, sowie das Potenzial zur Beeinflussung dieser Methodik darlegte.

Natürlich durfte auch das Freizeitprogramm nicht zu kurz kommen! Wir unternahmen eine Exkursion zu den Edelsteinminen in Idar-Oberstein, wo man sich besser kennenlernen, die Minen besichtigen und gemeinsam nach schönen Exemplaren graben konnte. Den Abend ließen wir anschließend noch bei einem Abendessen auf der Wildenburg ausklingen.

Zum Abschluss der Herbstschule präsentierte jede Gruppe ihre beeindruckenden Ergebnisse. Bei Getränken und Knabbereien zogen wir ein Resümee der Woche und leiteten quasi so das Wochenende ein. Anmerken muss ich außerdem die hervorragende Organisation der Veranstaltung.

Das Felix-Klein-Stipendium bietet vor allem fachlich eine perfekte Unterstützung und sorgt für eine positive Atmosphäre zum Studieren. Der erste Eindruck könnte also besser nicht ausfallen.

 

Foto: Felix-Klein-Stipendiat Felix Buld © ITWM