Prof. Dr. Marco Lübbecke ist Professor am Lehrstuhl für Operations Research an der RWTH Aachen und forscht mit seinem Team an ganzzahliger und diskreter Optimierung. Über seine Arbeit an der Branch-Price-and-Cut-Methode berichtet er am zweiten Tag des Herbstworkshops der Felix-Klein-Akademie. Wir haben ihm drei Fragen zu seiner aktuellen Arbeit gestellt:

Am zweiten Tag des Herbstworkshops halten Sie die beiden Vorträge »Branch-Price-and-Cut for the Impatient« und »Automating Branch-Price-and-Cut: Structure is Everything«. Worum geht es in den Vorträgen?

Mit unserer Mathematik sind wir in der Lage, für sehr komplexe Entscheidungs- und Planungssituationen Unterstützung anzubieten, z.B. in der Produktionsplanung und Logistik, im Verkehr und Gesundheitswesen, in Bildung und Politik, in der Energieversorgung. Der Handlungsspielraum und die Ziele in solchen Entscheidungssituationen lassen sich erstaunlich gut in unseren Modellen fassen, so dass unsere Algorithmen aus allen erdenklichen Möglichkeiten beweisbar beste Handlungsvorschläge ableiten können. Das kann ein Produktionsplan sein, eine Einteilung der Wahlkreise für die Bundestagswahl, eine Terminplanung für Patienten im Krankenhaus. Diese kurze Aufzählung zeigt: dahinter stecken sehr allgemeine Prinzipien, Modelle und Verfahren. In meinen Vorträgen geht es um eine sehr erfolgreiche solcher Optimierungsmethoden, die in keinem mathematischen Werkzeugkasten fehlen sollte.

Was war für Sie ausschlaggebend, an dem Workshop teilzunehmen?

Zunächst mal bin ich gerne in Kaiserslautern zu Gast, hier sind sehr erfolgreiche Kolleginnen und Kollegen aus der Optimierung, an der TU und am ITWM, mit denen ich mich gerne treffe und austausche. Die Verbindung von Theorie und Praxis auch in diesem Herbst-Workshop kann ich nur begrüßen. Im Zentrum stehen natürlich die Felix-Klein-Stipendiatinnen und -Stipendiaten selbst. Ich gebe mein Wissen und Erfahrungen gerne weiter; und wenn es mir gelingt, die eine oder den anderen für unser Wissenschaftsgebiet zu begeistern, dann freue ich mich natürlich umso mehr.

Wo gibt es Anknüpfungspunkte zu Ihrer aktuellen Forschungsarbeit?

Meine Arbeitsgruppe ist in der Forschung zu der eingangs erwähnten allgemeinen Optimierungsmethode, sie nennt sich Branch-Price-and-Cut, weltweit vorn mit dabei. Fokus unserer Arbeit ist es, diese Methode auch Nicht-Expertinnen und -Experten zugänglich zu machen. Das erfordert viel mathematische Arbeit, aber auch viel nicht-mathematische: Softwareentwicklung, Experimente am Rechner, Dokumentationen, die Erarbeitung von Beispielen. Die Aussicht, die Ergebnisse unserer mathematischen Forschung allgemeiner verfügbar zu machen, und damit in größerem Stil für Wissenschaft und Wirtschaft nützlich zu machen, treibt mich an.

Die Fragen stellte Ilka Blauth vom Fraunhofer ITWM 

Foto: Sven O. Krumke