Der Vortrag zeichnet nach, wie sich aus den vielfältigen Institutionen gelehrten Wissens der europäischen Vormoderne zwischen 1750 und 1850 das moderne Wissenschaftssystem herausbildet. Die Geschichte dieses Systems ist die Geschichte der neuen Strukturen, deren Zusammenwirken die soziale Gestalt dieses Systems ausmacht: Die Entstehung von Forschung als Neuheitssuche, Kommunikations- und Publikationsformen, die Ausbildung wissenschaftlicher Disziplinen, das globale Netzwerk wissenschaftlicher Co-Autorschaft, Wissenschaftspolitik und Forschungsförderung. Aus der Beschreibung dieser Institutionen der modernen Weltwissenschaft entwickelt sich eine Antwort auf die Frage, wie sich die Wissenschaft mit den Erwartungen ihrer gesellschaftlichen Umwelt verknüpft. Wer sagt der Wissenschaft, welche Probleme sie lösen soll?

Referent: Professor Dr. Rudolf Stichweh, Dahrendorf Professor für »Theorie der modernen Gesellschaft« und Direktor des »Forum Internationale Wissenschaft« an der Universität Bonn

Stichweh, Rudolf, Prof. Dr.; ist seit 2012 Dahrendorf Professor für »Theorie der modernen Gesellschaft« und Direktor des »Forum Internationale Wissenschaft« an der Universität Bonn. Davor war er Professor für Soziologische Theorie an der Universität Bielefeld (1994-2003) und der Universität Luzern (2003-2012) und Rektor der Universität Luzern (2006-2010). Seine Forschungsschwerpunkte sind die Theorie der Weltgesellschaft und die Soziologie der Funktionssysteme der Weltgesellschaft, die Soziologie und Geschichte der Wissenschaft und der Universitäten seit dem Mittelalter, Systemtheorie und die Theorie soziokultureller Evolution, die Soziologie der Inklusion und Exklusion und die Soziologie des Fremden. Stichweh ist als Schüler von Niklas Luhmann einer der renommiertesten Vertreter der soziologischen Systemtheorie.

Der »Blick über den Tellerrand« ist eine interdisziplinäre Vortragsreihe des Felix-Klein-Zentrums für Mathematik mit wechselnden Themen. Er findet einmal im Monat im Fraunhofer ITWM, Fraunhofer-Platz-1, 67663 Kaiserslautern, statt.

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